Meine Mutter stellte früher Schälchen mit Milch auf die sonnige Fensterbank, bis die Milch zu Dickmilch geronnen war, die wir dann mit Obst oder Haferflocken verzehrten.
Dann und wann erzählte sie uns Kindern die Geschichte von der Dickmilch.
So oder ähnlich sei erste Sauermilchkäse der Welt entstanden, in der Steinzei, vor etwa 10.000 Jahren. Zwar nicht auf einer Fensterbank, sondern in einem Tongefäß, das zufällig eine Weile in der Sonne oder am Feuer gestanden hatte.
Voraussetzung für den mit Milch gefüllten Tonkrug sei jedoch gewesen, dass ein Nomadenvolk sesshaft geworden war, Viehzucht betrieb und Haustiere hielt, die es melken konnte.
Der einfach herzustellenden Sauermilchkäse ergänzte das eher karge Nahrungsangebot der Steinzeitmenschen um ein lagerfähiges Produkt. Erst später begannen sie, Käse mit Hilfe des Labfermentes herzustellen und seinen Geschmack mit Hilfe von Edelschimmel zu verändern. Auch hierbei dürfte der Zufall Lehrmeister gewesen sein – indem man Milch in einem Sack aus Kälbermagen aufbewahrte, ließ das mageneigene Ferment Lab die Milch zu Käse gerinnen.
Im Laufe tausender Jahre entstanden schließlich Käsereien, die sich weitergehend mit Herstellung, Veredelung und Haltbarmachung von Käse befassten und letztlich den Handel mit Käse ermöglichten.
Dieser Handel bringt heutzutage die Käse der Welt in unsere Supermärkte – so dass die sonnige Fensterbank für die Dickmilch ausgedient hat.
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