„So lebe ich fettlos, fleischlos, fischlos dahin, fühle mich aber ganz wohl dabei. Fast scheint mir, dass der Mensch gar nicht als Raubtier geboren ist.“
Albert Einstein, Physiker und Pazifist (1879-1955)
Ein Wort zuvor
Du willst dich gerne wieder einmal richtig fit und vital fühlen? Du leidest unter Erschöpfungszuständen, Heißhunger oder allerlei Zipperlein? Vielleicht hast du es auch schon einmal mit Heilfasten versucht, aber feststellen müssen, dass diese Fastenmethode dir nicht viel weiter hilft?
Dann könnte Basenfasten genau das Richtige für dich sein!
Basenfasten ist angelehnt an die Säure-Basen-Theorie, die mich persönlich fasziniert, weil sie sich logisch anhört, automatisch eine obst- und gemüsereiche Ernährung mit sich bringt und sich demzufolge ideal mit einer vegetarischen Lebensweise in Einklang bringen lässt.
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse basieren auf Studien, denen Interesse, Neugier, Erfahrung, Zufall und manchmal auch nur rein theoretische Gedankenmodelle vorausgehen. Albert Einstein, Inbegriff des Forschers und Denkers, entwickelte seine Relativitätstheorie als reines Gedankenmodell – unglaublich, aber wahr! Bewiesen wurde seine Theorie erst Jahre später.
Nun weiß ich nicht, was Einstein zur Säure-Basen-Theorie gesagt hätte (zumindest war er offensichtlich einer vegetarischen Ernährung nicht abgeneigt), aber vielleicht hätte er ihr mehr Gedanken zukommen lassen als die heutige Schulmedizin, die für dieses interessante Thema leider eher wenig Interesse zeigt (abgesehen von vereinzelten Veröffentlichungen insbesondere zur Osteoporosegefahr bei eiweißreicher Ernährung).
Gedanken und Beweise hin oder her, lies einfach weiter, frei nach dem zeitlosen Grundsatz „Wer heilt, hat Recht“.
Was ist Basenfasten?
Vielleicht kennst du das Heilfasten, bei dem nur Wasser, Tee und Gemüsebrühe getrunken, jedoch nichts gegessen wird. Viele kommen mit dieser Art des Fastens gut zurecht. Anderen dagegen bekommt das Heilfasten nicht so gut, da es für den Körper großen Stoffwechselstress bedeutet und neben harmloseren Beschwerden im Rahmen einer sogenannten „Fastenkrise“ auch durchaus größere Unannehmlichkeiten wie Erbrechen, Gallensteine, Nierensteine oder Gicht mit sich bringen kann.
Basenfasten bedeutet ein sogenanntes „Teilfasten“, denn es wird nur teilweise auf feste Nahrung verzichtet. Im Gegensatz zum Heilfasten sind Obst und Gemüse erlaubt. Zu Beginn und Ende des Vitalfastens sind keine Entlastungs- bzw. Aufbautage erforderlich. Auch das provozierte Abführen kann entfallen, da die im Obst und Gemüse enthaltenen Ballaststoffe die Darmwände sauber putzen und bürsten.
Fastenkrisen sind selten und kurz. Häufiger kommt es in den ersten Tagen zu Kopfschmerzen Seltener berichtet wurde mir in meinen Basenfastenkursen von leichter Muskelschwäche bzw. muskelkaterartigen Beschwerden, von Frösteln und unangenehmerem Mundgeschmack.
Basenfasten nach der Säure-Basen-Theorie
Dem Basenfasten liegt die Übersäuerungs-Hypothese (Hypothese = Behauptung, Gedankenmodell) zugrunde, die Säuren bildende und Basen bildende Lebensmittel unterscheidet.
Ob aus einem Lebensmittel im Körper eher Säuren oder Basen entstehen, hat nichts mit dessen Geschmack zu tun. Generell gehören Fleisch, Käse und Getreide aufgrund ihres Eiweißgehaltes zu den Säurebildnern, Gemüse und Obst dank bestimmter Mineralstoffe zu den Basenbildnern. Sicher hast du schon einmal von „Übersäuerung“ und „Schlacken“ gelesen oder gehört. Überschüssige Säuren sollen dem Körper (zum Beispiel dem Knochen) wichtige Mineralien entziehen können, und dann als Salze (den Schlacken entsprechend) im Bindegewebe gelagert werden, worin wiederum viele Beschwerden und Krankheiten ihre Ursache haben sollen. Ein wissenschaftlicher Beweis fehlt hierzu bislang, da die Zusammenhänge sehr schwierig zu untersuchen sind.
Viele Menschen schwören jedoch auf die positiven Effekte einer basenreichen Ernährung und mittlerweile finden sich viele Wissenschaftler, die dafür plädieren, sich überwiegend mit Basen bildenden Lebensmitteln zu versorgen.
Ursachen von Übersäuerung
In unserer Wohlstandsgesellschaft verzehren wir zu viel Eiweiß, oft sogar bis zum Doppelten der empfohlenen Tagesmenge. Umso interessanter, dass Muttermilch nur 1,2 % Eiweiß enthält – genug für einen Säugling, um sich kräftig zu entwickeln!
Hauptursache für eine sogenannte „Übersäuerung“, besser gesagt „latente Acidose“ (einer verminderten Pufferkapazität entsprechend) ist genau diese übermäßige Zufuhr von Eiweiß, insbesondere in Form von Fleisch und Käse. Eiweiß wird zu Säuren verstoffwechselt, wozu auch sein Schwefelgehalt beiträgt. Neben Schwefel in Eiweißen spielen jedoch auch andere Mineralien bei der Übersäuerung eine Rolle, z. B. Silicium, Chlor und Phoshor.
Mineralien dagegen wie Kalium, Calcium, Magnesium, Natrium und Eisen wirken der Übersäuerung entgegen (besonders wenn man sie in Form eiweißarmer Lebensmittel zu sich nimmt).
Neben Eiweißen und Mineralien spielen bei der Entstehung einer latenten Acidose des Weiteren Hungern (und damit auch Heilfasten), Bewegungsmangel, übertriebene sportliche Aktivität, Stress und Alkohol eine Rolle.
Als mögliche Folgen einer chronisch-latenten Acidose werden häufig genannt: mangelnde Spannkraft des Körpers (Vitalität), mangelnde Spannkraft der Haut (Elastizität), Müdigkeit, Erschöpfung, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Verspannungen, Rücken- und Gliederschmerzen, Osteoporose, Rheuma und Störungen des Immunsystems.
Wer soll und darf Basenfasten?
Ganz unabhängig von der Anerkennung durch die Schulmedizin sollte jeder einmal die Erfahrung mit ausschließlich Basen bildender Kost für die Dauer von 1 Woche für sich machen, zumal die verzehrten Lebensmittel gesund und lecker sind und eine basenreiche Ernährung kaum Stress für den Körper bedeutet.
Auch chronisch kranke Menschen, insbesondere Altersdiabetiker und Rheumatiker können vom Vitalfasten gut profitieren, sollten vorher jedoch mit dem behandelnden Arzt Kontakt aufnehmen und auch während des Basenfastens mit ihm in Kontakt bleiben. Nicht geeignet ist Vitalfasten für Menschen, die schon einmal bestimmte Nierensteine, nämlich die seltenen Magnesium-Ammonium-Phosphat- oder Calcium-Phosphat-Steine hatten, da diese sich gerne bei einem Urin-pH über 7,0 bilden.
Die Bildung der häufigeren Harnsäure- und Oxalat-Nierensteine wird durch Vitalfasten dagegen nicht gefördert, da diese Steine sich überwiegend bei einem Urin-pH unter 5,5 bilden. Grundsätzlich gilt, dass in einem verdünnten Urin nur selten Nierensteine entstehen, weshalb beim Basenfasten täglich mindestens 2 Liter Wasser getrunken werden sollten.
Schwangere, Stillende, Kinder, Untergewichtige und Menschen in einer akuten bzw. zehrenden Krankheitsphase dürfen nicht fasten, aber selbstverständlich sollen auch sie viel Obst und Gemüse essen.
Was bringt mir Basenfasten?
Nun – zunächst einmal kannst du die interessante Erfahrung machen, dass du alleine von Obst und Gemüse satt wirst, keinen Hunger leidest und dich dabei fit und leistungsfähig fühlst.
Heißhungerattacken gehören umgehend der Vergangenheit an.
Abgeschlagenheit und Müdigkeit nach dem Essen gibt es nicht mehr.
Die Haut wird straffer, der Geist wacher.
Viele Menschen mit Rheuma oder Arthrose machen die Erfahrung, dass Vitalfasten ihre Schmerzen lindert.
Viele Diabetiker stellen niedrigere Blutzuckerwerte fest.
Auch Menschen mit Histaminintoleranz profitieren oft sehr deutlich.
Voraussetzung für all diese Effekte ist jedoch, dass du täglich mindestens 2 Liter Wasser trinkst.
Abnehmen durch Basenfasten?
Grundsätzlich ist Fasten nicht gut zum nachhaltigen Abnehmen geeignet. Unser intelligenter Körper holt sich nach dem Fasten nämlich schnell zurück, was ihm vorenthalten wurde.
Möchtest du eine Gewichtsabnahme, die du durch Basenfasten erzielt hast, beibehalten, so darfst du nicht in alte ungünstige Ernährungsgewohnheiten zurück verfallen, sondern musst den Fettgehalt und eventuell auch den Glykämischen Index der Lebensmittel bedenken. Oft reicht es aus, weniger Fett als vorher zu sich zu nehmen, hierzu studiert man am besten eine Nährwerttabelle und die Zutatenlisten von Lebensmitteln, um allmählich ein Gefühl für den Fettgehalt von Speisen zu bekommen.
Falls du aber zu den Menschen gehörst, die schon zunehmen, sobald sie nur am Kühlschrank vorbeigehen oder falls du Diabetiker bist, dann solltest du über den Glykämischen Index Bescheid wissen – seine Bedeutung ist wissenschaftlich gut untersucht und belegt.
Glykämischer Index (GI)
Der Glykämische Index ist ein Maß für die Blutzucker und Insulin steigernde Wirkung eines Lebensmittels. Lebensmittel mit hohem Glykämischem Index heben Blutzucker und Insulinspiegel überproportional an, Insulin schließt dann die Fettzellen auf und flugs wird Fett eingelagert und damit das Fettpolster vergrößert.
Bei Wunsch nach Gewichtsabnahme und auch für Diabetiker kann es deshalb sehr vorteilhaft sein, Lebensmittel mit hohem GI zu meiden bzw. nur selten zu verzehren. Diese Empfehlung kann man ohne Bedenken auch an alle anderen Wohlstands-erdbewohner weitergeben, da die meisten Lebensmittel mit hohem GI ernährungsmedizinisch sowieso als eher ungünstig anzusehen sind.
Zu diesen gehören zum Beispiel Bier, Schnaps, fettige Kartoffelprodukte, Weißmehlprodukte, Fast Food, Haushaltszucker, Süßigkeiten, Salzkartoffeln und weißer Reis.
Fast alle Obst- und Gemüsesorten haben dagegen einen niedrigen glykämischen Index. Auch Pellkartoffeln, Naturreis, Vollkornnudeln, Spaghetti al dente, Vollkornbrot, Hirse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Fruchtzucker und Bitterschokolade haben einen mittleren bis niedrigen GI.
Falls du Diabetiker:in bist, falls du abnehmen willst oder in der Vergangenheit Heißhungerattacken hattest, dann solltest du beim Basenfasten reife Bananen, getrocknete Früchte, Obstsäfte und fettige Kartoffelprodukte meiden, da diese teils einen hohen glykämischen Index bzw. viele Kalorien beinhalten.
Übrigens beruht auch das Trennkost-Prinzip auf einer Senkung des Insulinspiegels. Man hat erkannt, dass nicht nur die Kombination von Kohlenhydraten und Fetten, sondern auch die von Kohlenhydraten und Eiweißen Insulin steigernd wirkt.
Nach diesem kleinen gedanklichen Ausflug zum GI wollen wir uns nun wieder dem Basenfasten selbst zuwenden, sicherlich interessiert dich der praktische Ablauf am meisten!
Muss ich meinen Blut-pH-Wert wissen?
Eindeutig nein!
Der pH-Wert (pH = potentia hydrogenii = Kraft des Wasserstoffs) gibt den Säuregehalt einer Lösung an. Die pH-Skala reicht von 0 (1 mol Wasserstoffionen / Liter) bis 14 (10 mol Wasserstoffionen / Liter). Lösungen mit einem pH-Wert von 0 bis 6 gelten als sauer (acidotisch), Lösungen mit einem pH-Wert von 7 als neutral und Lösungen mit einem pH-Wert von 8 bis14 als basisch (alkalisch).
Der pH-Wert unseres Blutes liegt zuverlässig zwischen 7,35 bis 7,45 und wird in diesem engen Bereich aufrecht erhalten, wozu verschiedene Puffersysteme unseres Körpers beitragen.
Schwere Erkrankungen wie entgleiste Zuckerkrankheit, chronischer Alkoholismus, Vergiftung, schwerer Schock, Lungen- oder Nierenversagen können den Blut-pH-Wert in den krankhaften Bereich außerhalb des genannten Normalbereichs (manifeste Acidose oder Alkalose) verschieben. Eine Fehlernährung mit viel Fett, Eiweißen oder Zucker und auch Vitalfasten sind dazu jedoch nicht in der Lage, sondern sie verändern lediglich die Pufferkapazität, ohne dabei den Blut-pH-Wert des Blutes zu beeinflussen. Daraus folgt, dass der Blut-pH-Wert für unser Vorhaben kein geeignetes Messinstrument darstellt. Und um den pH-Wert oder die Pufferkonzentrationen in unseren Geweben bestimmen zu können, fehlt uns ein kleines chemisches Labor.
Und wenn wir es hätten, wer würde sich schon freiwillig mehrmals täglich Gewebe entnehmen lassen?
Muss ich meinen Urin-pH-Wert wissen?
Ebenfalls eindeutig nein!
Die Säureverhältnisse in einzelnen Urinproben sind im Wesentlichen von der Ernährung abhängig. Der pH-Wert des ersten Morgenurins liegt bei üblicher Kost typischerweise im sauren Bereich. Bei Fleischessern bleibt der pH-Wert auch tagsüber überwiegend im sauren Bereich, bei Vegetariern liegt er dank der Basenflut aus Obst und Gemüse eher und häufiger im basischen Bereich.
Der Urin-pH-Wert stellt jedoch nur ein indirektes Zeichen dar, denn ein Rückschluss auf den pH-Wert der Gewebe lässt sich daraus nicht ableiten.