Vitamin D – unentbehrlich für Muskel und Knochen
Vitamin D gleicht eher einem Hormon als einem Vitamin. Dementsprechend verzweigte Wirkungen hat es. Vitamin D fördert den Calciumeinstrom in Muskel und Knochen, macht den Knochen stark, verbessert die Muskelkraft, die Beweglichkeit und das Gleichgewicht und beugt damit Knochenerweichung, Stürzen und Knochenbrüchen vor. Ein schützender Einfluss bzgl. Alterszucker und bestimmten Krebsarten wird noch untersucht. Ein Zusammenhang von Vitamin D-Mangel mit Multipler Sklerose wird als sehr wahrscheinlich angesehen; das gilt ebenso für einige Lungenerkrankungen und auch für Infektneigung.
Vitamin D wird in unserer Haut gebildet, jedoch nur unter Einfluss von UV-Strahlen, also wenn Sonne auf die Haut scheint, aber so gut wie gar nicht, wenn der Himmel bedeckt ist. In der Haut wird 25 OH-Vitamin D gebildet, das in der Niere noch in das letztendlich aktive 1,25 OH-Vitamin D umgewandelt werden muss. Bei nierengesunden Menschen klappt das zuverlässig. Bei fortgeschrittener Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) passiert das unzureichend, so dass man in diesen Fällen zusätzlich zum 25 OH-Vitamin D auch das 1,25 OH-Vitamin D im Blut bestimmt.
Tagesbedarf
Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung wird für Senioren (≥ 65 J.) eine tägliche Zufuhr von mindestens 800 I.E. (= 20 Mikrogramm) Vitamin D empfohlen.
Vorkommen (Liste s.u.)
Vitamin D kommt in Lebensmitteln (außer in fetten Fischen) nur in Spuren vor. Da wir nicht jeden Tag fetten Fisch essen, sind wir darauf angewiesen, dass Vitamin D unter Sonneneinfluss in unserer Haut gebildet wird. Das geschieht normalerweise auch, sofern wir uns jeden Tag, Gesicht und Unterarme unbedeckt, 20 Minuten in der Sonne aufhalten. Das ist der Grund warum Vitamin D auch den Beinamen Sonnenvitamin hat.
Was aber, wenn der Himmel wolkenverhangen ist oder wenn die Haut mit Sonnenschutzcreme eingerieben wurde. Dann geschieht – einfach zu wenig. Und einfach gar nichts geschieht, solange wir im Büro hocken oder im Sofa.
Ist ein Mangel eingetreten, so besteht er oft jahrelang unbemerkt, da er sich nicht erspüren lässt.
Vitamin D-Mangel
Viele Senioren haben einen Vitamin D-Mangel, weil sie sich weniger draußen aufhalten und weil die gealterte Haut zudem weniger Vitamin D bildet.
Auch viele Jüngere haben einen Mangel Kinder zu ca. 30 %), bedingt durch zu geringe Aufenthaltszeiten in der Sonne und durch Sonnenschutzmaßnahmen.
Zu den Mangelerscheinungen gehören Skelett- und Muskelschmerzen, Osteoporose, Sturzneigung und Knochenbrüche. Der Mangel lässt sich nur mit einer Blutuntersuchung feststellen. Beträgt der Wert des 25-OH-Vtamin D weniger als 20 µg/l, so liegt ein Vitamin D-Mangel vor (der Normalbereich kann von Labor zu Labor variieren).
Vitamin D in Lebensmitteln
1 – 7 Mikrogramm / 100 g: Pilze, Avocado, Margarine, Hühnerei, Hering, Makrele, Thunfisch
15-30 Mikrogramm / 100 g: Aal, Bückling, Lachs, Forelle
330 Mikrogramm / 100 g: Lebertran
Da ja die Empfehlung lautet, täglich 20 Mikrogramm Vitamin D aufzunehmen, müssten täglich einfach zu große Mengen der einzelnen Lebensmittel gegessen werden bzw. spezielle Fische täglich gegessen werden, was ökologisch völlig unvernünftig wäre.
Und Lebertran, von dem pro Tag schon 1 Esslöffel reichen würde? Na ja, den will heute wohl niemand mehr.
Therapie des Vitamin D-Mangels
Um einen Vitamin D-Mangel bei Erwachsenen möglichst rasch auszugleichen, ist die vorübergehende Einnahme einer hohen Dosis Vitamin D (Hochdosistherapie, Aufsättigung mit 200.000 I. E. innerhalb von 10 Tagen) verbreitet. Anschließend wird eine Erhaltungstherapie benötigt, wobei die Einnahme wahlweise täglich (800 bis 3000 I.E./Tag) oder in einem Wochenrhythmus (20.000 I.E. jede 3. Woche) erfolgen kann.
Soll ich zusätzlich Calcium einnehmen?
Sofern regelmäßig Milchprodukte (insbesondere Schnittkäse) verzehrt werden , darf von einer ausreichenden Calciumversorgung ausgegangen werden. Vegan lebende Menschen decken ihren Calciumbedarf mit calciumreichem Mineralwasser, calciumreichen Pflanzen und ggf. calciumangereicherten Veggie-Produkten.
Von einer zusätzlichen Calciumeinnahme in Tablettenform wird abgeraten, da ein Zuviel an Calcium eine Blutgefäßverkalkung fördern könnte.
Wird parallel zum Vitamin D-Mangel ein Calciummangel nachgewiesen, so normalisiert sich der Calciumwert in der Regel unter Vitamin D-Gabe.
Therapieziel
Ziel ist immer ein möglichst guter Knochenbruchschutz; von einem solchen geht man aus, wenn der 25 OH-Vitamin D-Spiegel ˃ 50 µg/l beträgt, er darf auch den Wert 100 erreichen. Ernährungsempfehlung. Eine Überdosierung von Vitamin D wird vermieden, indem zuvor der Vitamin D-Spiegel bestimmt und die Therapie ärztlicherseits verordnet wird.
Was kann ich selbst tun?
– Eltern sollten darauf achten, dass im Rahmen der Kindervorsorgeuntersuchungen der 25-OH-Vitamin D-Spiegel mit bestimmt wird; über die Häufigkeit wird die Kinderarztpraxis informieren (das hängt auch von dem Ausgangswert ab).
– Erwachsene sollten regelmäßig an der Gesundheitsuntersuchung in ihrer Hausarztpraxis teilnehmen und ihren Spiegel mit bestimmen lassen, auch wenn er selbst zu bezahlen ist. Achtet aber darauf, dass nur der 25 OH-Vitamin D-Spiegel bestimmt wird und nicht der 1,25 OH-Vitamin D-Spiegel (letzterer wird nur bei fortgeschrittener Nierenschwäche benötigt und kostet natürlich extra).
– Wenn ihr euch bei sonnig warmem Wetter draußen aufhaltet, solltet ihr die ersten 20 Minuten ohne Sonnenschutz bleiben, um der Haut Gelegenheit zur Vitamin D-Produktion zu geben.
Aus Erfahrung
Man weiß, dass Kinder und junge Erwachsene bis etwa zum 30. Lebensjahr ihre maximale Knochendichte aufbauen (peak bone mass), die dann für den weiteren Knochenwerdegang entscheidend ist. Fehlt Vitamin D, dann passiert das unzureichend.
Senioren über 70 Jahre haben fast immer einen Vitamin D-Mangel (75-95%). Das führt zu Knochenerweichung und Osteoporose. Jeder Knochen kann brechen, wenn er einem hohen Trauma augesetzt wird. Bei Osteoporose kann ein Knochen schon brechen, wenn er ein niedriges Trauma erfährt, bei einem Stolpern mit leichtem Sturz oder einfach beim Bücken. Alte Menschen können dann manchmal nicht mehr alleine aufstehen, liegen hilflos in ihrer Wohnung, quetschen sich dabei Weichteile und Muskulatur, die Muskelzellen lösen sich auf, die Nieren beginnen zu streiken (Liegetrauma). Auch nach einem Knochenbruch überlegen leider nur wenige Ärzte, was dahinter stecken könnte. Vitamin D-Mangel und Osteoporose sind flächendeckend unterdiagnostiziert und gehen gänzlich unbemerkt vonstatten. Wohl auch deshalb ist das Thema noch nicht überall angekommen, wird manchmal sogar belächelt und als Hype abgetan.
Ein Drama!
weitere Info: www.dge.de/vitamind
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