Eisen

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Aus der Erinnerung
Meine frühe Kindheit habe ich mit meiner Familie in Köln verbracht, wo mein Vater studierte. Wir wohnten im 5. Stock in Köln Nippes, bei schönem Wetter durften wir Kinder auf der Dachterrasse spielen, die sich an die Waschküche anschloss und eigentlich dem Schornsteinfeger und der Wäscheleine vorbehalten war. Unsere Oma schickte und regelmäßig Stippgrütze in Dosen und Dauerwurst aus ihrer jährlichen Hausschlachtung, wir aßen beides gern. Wenn es das Wetter zuließ, ging meine Mutter mit uns 3 Kindern in die Flora, einen nahen und schönen großen Park. Ein besonderes Erlebnis war der jährliche 6-wöchige Sommerurlaub an der Nordsee in Belgien. Ja, ich war damals schon ein „Draußenkind“.
Man könnte meinen, meine Familie sei rundum zufrieden gewesen, nur tat sich eines Tages ein Problem auf. Das Kind (ich) hat Eisenmangel, lassen sie es regelmäßig Leber und getrocknete Aprikosen essen, sagte der Kinderarzt. Wie gesagt so getan. Nach einer Weile hatte sich trotz Leber und Aprikosen nichts verändert. Das Kind (ich) braucht Landluft, ziehen sie mit ihm aufs Land, sagte der Kinderarzt.
Es ergab sich dass mein Vater eine Stelle in Ostwestfalen Lippe fand und wir zogen in ein großes Dorf aufs Land. Wir wohnten im Obergeschoss einer Volksschule, meine Schwester und ich besuchten dort die 2. Klasse und wir hatten jede Menge Platz auf dem Schulhof zum Draußenspiel und Einatmen frischer Landluft.
Ein Jahr später zogen wir in das Obergeschoß der Volksschule im Ortsteil nebenan, besuchten dort die 3. und 4. Klasse und hatten jede Menge Platz auf dem Schulhof zum Draußenspiel und Einatmen frischer Landluft.
Meine Oma wohnte mit ihrer Familie jetzt nur etwa 100 Meter entfernt, dort trafen wir uns wann immer es ging, mit unseren Cousins und unserer jungen Tante zum Draußenspiel auf dem Hof, in der langen Zuwegung und in Wiesen. Zu diesen Nachmittagen gehörte, dass unsere Oma uns durch die Küchentür mit Butter und Rübenkraut beschmierte Graubrotscheiben reichte – soviel man wollte.
Ich liebte diese Brote.
Mein Eisenmangel verschwand.
Mit 10 Jahren kam ich auf das Gymnasium der Kreisstadt, 6 km entfernt.
Die Spielnachmittage hörten auf.
Kam ich Mittags um 13:30 nachhause, war ich so müde, dass ich gerade noch essen konnte und dann für 1 Stunde im Bett verschwand. Der Eisenmangel war wieder da (wohlgemerkt als gute Esserin in einer fleischessenden Familie).
So etwa alle 5 Jahre wurde mir ein Eisenpräparat verordnet.
Mit 36 Jahren begann ich mit vegetarischer Ernährung und entdeckte den Zuckerrübensirup im gelben Kultbecjer für mich und meine Familie wieder. Seitdem ist mein Blutbild in schönster Ordnung und zeigt keine Anzeichen eines Eisenmangels mehr.

Diese Geschichte ist ein schönes Beispiel für jahrelange falsche Kausalattribution, wie man sie in der Medizin häufig erlebt.

Eisen
Eisen wird für die Bildung des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) zwingend benötigt; Hämoglobin ist zuständig für Bindung und Transport von Sauerstoff aus der Lunge. Eisen kann in Leber und Milz gespeichert werden. Bei Eisenmangel kommt es sukzessive zu zunehmenden Eisenmangelstadien. Ein Zuviel aus Eisen wird als ungünstig erachtet, da es Hinweise darauf gibt, dass überschüssiges Eisen zur Darmkrebsentstehung beitragen könnte.
Das dreiwertige Eisen, wie es in Fleischwaren vorkommt, kann offensichtlich besser aufgenommen werden als das zweiwertige aus Pflanzen. Gleichzeitige Vitamin C-Aufnahme verbessert die Resorption von zweiwertigem Eisen. Das kann Vitamin C-haltigen Obst (im Müsli, als Saft) oder Gemüse (optimal als Rohkost) sein. Ich muss jedoch gestehen, dass ich nicht darauf achte, zu einem warmen Essen immer einen Vitamin C-Begleiter zu haben. Wie schon gesagt, ist mein Blutbild auch so jetzt schon seit Jahrzehnten völlig in Ordnung.

Tagesbedarf
Ab dem Säuglingsalter schnell ansteigend von 0, 5 auf 10 mg / Tag für 10-jährige Kinder.
Jungen und Männer: Männer (ab 11 J.): 11 mg / Tag
Menstruierende: 14-16 mg / Tag
Schwangere: 27 mg/ Tag
Stillende: 20 mg / Tag
Ein Mangel zeigt sich durch Blässe, Müdigkeit, Erschöpfung und evtl. Mundwinkeleinrisse. Ein zu niedriger Hämoglobinwert und erst recht ein zu niedriger MCV-Wert erhärten den Verdacht. Dann sollten der Eisenspeicherwert (Ferritin) und die Eisentransportsättigung (Transferrinsättigung) bestimmt werden.
Hat jemand unruhige Beine (Restless legs-Syndrom), dann liegt diesen oft auch ein Eisenmangel zugrunde.

Eisengehalte (mg / 100 g, Werte gerundet)
10-20: Zuckerrübensirup (ernteabhängig; im Sommer 2024 lt. Mitteilung der Grafschafter Krautfabrik 9 mg / 100 g)
12: Backkakaopulver
10: Sesam
8-9: Amaranth, Hirse, Quinoa, Leinsamen, Linsen, Kidneybohnen
5-7: Weiße Bohnen, Sonnenblumenkerne, Hafer
4: Getrocknete Aprikosen und Feigen
3,5: Rotbäckchensaft Klassik

Mein Tip
Manche sagen sie mögen keinen Zuckerrübensirup. Zum einen muss man wissen, dass das „Mögen“ ungewohnter Lebensmittel in der Regel erst nach mehrmaligem Probieren beginnt, bei Erwachsenen nach ca. 3x, bei Kindern nach ca. 7x.
Zum anderen gibt es eine unschlagbar leckere Kombination, die ich eúch hier verrate:
Nimm eine Sauerteigbrotscheibe, beschmiere sie großzügig mit Doppelrahmfrischkäse und darauf mit Zuckerrübensirup.
Mmmh – so frisch, so kühl, so lecker!

Und noch ein Tip
Es gab mal eine Studie in Äthiopien; dort sollten die Äthiopier:innen ihr Essen in gusseisernen Pfann und Töpfen zubereiten. Und siehe da, ihr Eisenstoffwechsel besserte sich, da die Lebensmittel Eisen aus dem gusseisernen Geschirr aufnahmen. Wenn du dir nun solches Geschirr zulegen möchtest, dann achte darauf, dass es auf keinen Fall mit irgendetwas beschichtet ist. Gusseiserne Pfannen gibt es recht günstig zu kaufen; allerdings muss man Fette einbrennen. Das ist aber nicht so schwierig wie es sich auf dem Beipackzettel anhört. Außerdem wird so eine Pfanne, je länger man sie benutzt, in ihren Brateigenschaften immer besser.

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