Die Fressformel
Kennst du das auch? Du möchtest Kartoffelchips essen – nur eine kleine Handvoll – und mehr nicht? Vergiss es.
Die Industrie weiß genau, wie sie dich überlisten kann. Nämlich mit der sogenannten Fressformel.
Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass Lebensmittel, die zu etwa 50 % aus Kohlenhydraten und zu etwa 35 % aus Fetten bestehen, unserer Knabberkontrolle den Garaus bereiten. Schon der Anblick dieser Lebensmittel löst bei uns ein Verlangen aus. Geben wir dem Verlangen nach, dann schickt uns das Gehirn aus seinem Belohnungszentrum umgehend ein Wohlgefühl – und schaltet das wichtige Sättigungsgefühl ganz einfach mal aus.
Typische Beispiele
für Lebensmittel mit eingebauter Fressformel sind:
Burger
Erdnussflips
Kartoffelchips
Nuss-Nougat-Creme
Pizza
Milchschokolade, Schokoriegel
Speiseeis
Süßgebäck
Viele andere, insbesondere auch viele Convenience-Produkte, ließen sich hier anfügen. Und wenn ein Produkt die Fressformel nicht erfüllt, wird es industriell gerne passend gemacht.
Das ist aber noch nicht alles
– Die Lebensmittelindustrie produziert wie sie sagt nicht nur „ultraschmackhafte“ Lebensmittel,
– mit denen sie die Kund:innen an sich bindet, um nicht zu sagen, sie im Einzelfall auch abhängig macht,
– sie produziert am liebsten ultrabillig, nämlich mit billigen Zutaten wie Zucker, Fett, Salz, Aromen, Emulgatoren und diversen Konservierungsstoffen. Und je länger haltbar, umso besser – Frische ade!
Denn sie wissen genau was sie tun
Gehirne von Menschen wurden und werden im CT bzw. MRT daraufhin untersucht, wie stark ihr Frontalhirn (Stirnhirn, in dem das Belohnungszentrum liegt) auf unterschiedlichste Geschmackreize, z. B. auf verschiedene Eiscremesorten, reagiert. Je stärker, umso besser für die Lebensmittelindustrie! Mit Zucker, Fett, Salz, modifizierter Stärke und vielen anderen Stoffen feilt die Lebensmittelindustrie nicht nur daran, den optimalen geschmacklichen „Glückspunkt“ zu erzielen, sondern zudem die Produktionskosten niedrig zu halten und damit ihren Gewinn zu optimieren.
Der Trick mit den schnellen Foods
Typisch ist ein erster knackiger Biss, der mit einem ansprechenden Geräusch einhergeht (sogen. „sonic branding“). Eine innere zarte und weiche Struktur, die dafür sorgt, dass der Snack mühelos und schnell verspeist ist – weitere Snacks und overeating inbegriffen. In speziellen Versuchslaboren wird erforscht, wie so ein Snack multisensorisch (das Aussehen, das Gehör, das Mundgefühl, den Geschmack und die Handlichkeit betreffend) optimal konstruiert und in die Münder der Menschen gebracht werden kann. Denk‘ nur mal an Erdnussflips und Schokoriegel.
Die Folgen von Junk Food, Fast Food und Convenience-Produkten
Sie machen uns krank.
Seit den 1970er Jahren ist die Zahl der fettleibigen Menschen parallel zur Zahl der hochverarbeiteten Lebensmittel gestiegen. Fettleibigkeit geht mit einem steigenden Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 einher. Emulgatoren stehen im Verdacht, die Bakterienflora im Dickdarm und die Darmschleimhautbarriere zu schädigen – bis hin zu Autoimmunerkrankungen und Darmkrebs.
Willst du das? Eine derartige Manipulation durch die Lebensmittelindustrie, eine zugegebenermaßen leckere Gabe, aber mit der Beigabe von Depression, Herzinfarkt, Schlaganfall, Zuckerkrankheit und Krebs? Nein, das kannst du nicht wirklich wollen. Nicht für dich und nicht für deine Lieben.
Schau drauf
Oft verrät schon das Aussehen eines Produktes, was drin ist, auf jeden Fall verrät es dir aber Zutatenliste! Dummerweise kommt es mir allerdings so vor, als würden diese Listen zunehmend blass, sehr klein und kaum noch leserlich aufgedruckt. Manchmal verschwinden sie auch unter einer Verpackungsfalte. Allein das sollte dich dann bereits misstrauisch machen. Eigentlich würde ich sogar behaupten, dass eine schlechte Lesbarkeit schon für sich spricht und dass du dir das mühsame Entziffern dann sparen kannst. Lass‘ das Produkt links liegen und wähle Produkte, die ganz ohne Zutatenliste auskommen, wie zum Beispiel Obst und Gemüse.
Die Fitformel
Natürliche unverarbeitete Lebensmittel kennen diese Fressformel nicht. In meinen Lebensmitteltabellen habe ich kein einziges gefunden, das diese Formel erfüllen würde. Entweder viel Fett oder viel Kohlenhydrate, nicht aber beides (Hafer 55 g KH / 7 g F; Avocado 0,4 g KH / 24 g F). Erst kombinierte Lebensmittel wie Marzipan, Nusskuchen oder Kartoffelgratin kommen der Fettformel dann näher. Auch wer selber kocht, wird solche Kombigerichte in seinem Repertoire haben. Das ist o.k, solange sie nicht die Woche dominieren. Ansonsten gilt:
– viel Obst und Gemüse, denn bunt ist gesund
– gesundes Knabbern mit Nüssen + Gemüsesticks
– Fast Food + Convenience-Produkte nur gelegentlich.
– Und für den Fall dass du mal einen Yeep auf einen Snack hast, wäre es gut, etwas aus Eigenproduktion zur Hand zu haben – schau doch mal hier.